Brief an NRW-Innenminister

Herrn Minister Herbert Reul
Ministerium des Innern NRW

Sehr geehrter Herr Minister Reul,

wir möchten Ihnen, als dem für die Polizei zuständigen Minister, einen Vorgang zur Kenntnis geben, den wir seit mehr als sechs Jahren mit Sorge verfolgen.

Es handelt sich um einen unaufgeklärten Todesfall: Ein 19-jähriger Student aus Bonn hatte Anfang November 2013 nachts aus einer Diskothek in Bad Honnef flüchtend sich zunächst dreifach vergeblich an die vor Ort anwesende Polizei mit der Bitte um Hilfe gewandt. Er gab bei den Polizisten aber auch bei mehreren Taxifahrern, die einige Meter entfernt standen, an, dass man ihn verfolge und töten wolle. Aus Angst vor seinen Verfolgern rannte er dann um sein Leben. Aus bisher noch nicht geklärten Umständen geriet er dabei in den Hochwasser führenden Rhein und ertrank. Es ist der Fall Jens Bleck, der vor etwa 6 Wochen auch Gegenstand einer Talkrunde bei Bettina Bötticher im WDR war. Auf unserer Website „www.initiative-jens-bleck.de“ ist die ausführliche Dokumentation einzusehen.

Nach dem Eindruck vieler Bürgerinnen und Bürger ergaben sich so viele Fragen bei den Ermittlungen der Todesursache, dass wir schon vor 4 Jahren an den damaligen Justizminister Kutschaty einen offenen Brief mit den Unterschriften von über 100 Unterzeichnenden schrieben. Der jetzige Staatssekretär Wendel brachte den Fall nachfolgend zweimal in den Rechtsausschuss des NRW-Landtages, was zu einer 17-seitigen Stellungnahme des Ministers führte. Leider hat diese Stellungnahme aus unserer Sicht nicht dazu geführt, dass mehr Licht in die Vorgänge am 9.11.2013 gebracht worden wäre. Die ehemalige Kölner Generalstaatsanwältin ließ die Ermittlungen - nach Beschwerde des Rechtsbeistandes der Eltern - von Grund auf neu aufnehmen. Die Staatsanwaltschaft Bonn war aber weiterhin nicht in der Lage, die vorliegenden Hinweise und wichtige Zeugenangaben zu verwerten.

Herr Minister Biesenbach wurde in einem Brief vom 17.2.2020 von uns dringend gebeten, die erneut eingestellten Ermittlungen wiederaufzunehmen und einer anderen Staatsanwaltschaft anzuvertrauen. Dieser Brief wurde von über 500 Bürger/innen unterzeichnet. Die Unterschriften sollen in nächster Zeit dem Minister überreicht werden. Wir möchten Ihnen diesen Brief samt anderen Unterlagen (s.u.) zur Kenntnis geben.

Sehr geehrter Herr Minister Reul, wir, die Bürgerinnen und Bürger, verfolgen diesen Fall seit Jahren in der Presse. Unsere große Sorge ist es, dass es sich bei dem Todesfall um ein Verbrechen handelt und dass die Schuldigen weiterhin keine staatliche Verfolgung fürchten müssen. Wir wissen, dass Sie es sich zur Aufgabe gemacht haben, entschieden gegen vermutete organisierte oder Clan-Kriminalität vorzugehen. Für uns sind die merkwürdigen Ermittlungsblockaden in dem Fall Jens Bleck kaum anders zu erklären als mit der Furcht vor solchen Organisationen.

Zudem haben Sie im Landeskriminalamt eine Spezialabteilung einrichten lassen, deren Aufgabe es ist, in unaufgeklärten Fällen von Mord oder Totschlag neue Ansätze zu suchen bzw. vorhandene zu nutzen, um die Verbrechen doch noch aufzuklären. Mit Einrichtung dieser Abteilung haben Sie uns Bürgerinnen und Bürgern und insbesondere den Opferangehörigen ein wichtiges Signal gegeben, dass Akten nicht einfach geschlossen werden. Wir bitten Sie daher, in Erwägung zu ziehen, diesen Spezialisten den unaufgeklärten Fall des Bonner Studenten Jens Bleck zu übertragen.

Dafür wären wir sehr dankbar, da es unsere Hoffnung ist, dass diese Einheit doch noch einen entscheidenden Schritt zur Aufklärung des Falles und seiner Hintergründe beitragen kann.

Mit freundlichen Grüßen

Für die Initiative:
Änne von Bülow         Jan Maresch

 

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